Allergisches Asthma: Rebellion der Lunge gegen Allergene

Bei vielen Menschen gibt es eine enge Verknüpfung zwischen Asthma bronchiale und einer Allergie. Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare lösen oft die unangenehmen Asthmasymptome aus: Das Luftholen fällt schwer, Sie husten, beim Atmen pfeift es. Erfahren Sie, welche Ursachen diese Asthmaform hat und wie sich allergisches Asthma behandeln lässt. Außerdem: was Sie selbst tun können.

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Was ist Asthma und was löst es aus?

Bronchien in Aufruhr: Was ist Asthma und was löst es aus?

Asthma bronchiale (meist einfach nur Asthma genannt) ist eine Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhäute in den unteren Atemwegen dauerhaft entzündet sind. Diese Entzündung sorgt dafür, dass das gesamte Bronchialsystem überempfindlich auf verschiedene Reize aus der Umwelt oder dem Körper selbst reagiert. „Bronchiale Hyperreagibilität“ heißt das Fachwort dafür. Die Bronchien verkrampfen und verengen sich, wenn sie mit einem bestimmten Auslöser in Kontakt kommen. Das löst die typischen Asthmasymptome wie Atemnot, Kurzatmigkeit, Husten und hörbare Geräusche beim Atmen aus. Ärzte unterscheiden zwei Formen von Asthma bronchiale, bei denen allergische oder nicht allergische Faktoren beteiligt sind. 

Kurz erklärt: Asthma

Der Begriff Asthma kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Beklemmung, Keuchen. Das beschreibt, wie sich Asthmatiker fühlen!

Verschiedene Übeltäter am Werk: Asthma-Ursachen

1. Allergisches Asthma: Hier kommt der Allergieauslöser von außen und Betroffene atmen ihn mit der Luft ein. Oft sind es Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare von Hund oder Katze, Schimmelpilze, Medikamente, Mehlstaub (Bäckerasthma), Holzstaub oder Bestandteile von Nahrungsmitteln. Zusätzlich können Tabakrauch, kalte Luft, das Klima (feucht-neblige Wetterlage), Autoabgase, Parfüm oder Chemikalien die überempfindlichen Bronchien reizen und Asthmaanfälle auslösen.

            

2. Nicht-allergisches Asthma: In diesem Fall kommt der Reiz aus dem Körper selbst. Häufig entzünden sich die Atemwege aufgrund von Infektionen mit Bakterien und Viren. Auch schwere körperliche Anstrengung, psychische Belastungen, Stress und gewisse Medikamente können Asthmasymptome hervorrufen, etwa Schmerzmittel, nicht steroidale Antirheumatika oder Betablocker gegen Bluthochdruck.

Oft ist es für die Ärzte nicht so einfach, die beiden Asthmaformen deutlich voneinander abzugrenzen. Bei vielen Asthmatikern wirken sowohl äußere als auch innere Faktoren zusammen. Das nennt der Fachmann gemischtförmiges Asthma. Meist ist das allergische Asthma jedoch der Ursprung, aus dem sich diese Mischform entwickelt. Die Bronchien reagieren allmählich immer empfindlicher und es kommen zunehmend nicht allergische Auslöser ins Spiel. In den letzten Jahren wurde diese Einteilung in allergisch/nicht allergisch noch um weitere Asthmaformen ergänzt.

Kurz erklärt:

Allergisches Asthma, auch extrinsisches Asthma (von außen), die nicht allergische Form, nennen Ärzte intrinsisches Asthma (von innen).

Abstieg von oben nach unten: allergisches Asthma durch Etagenwechsel

Eine Allergie, beispielsweise gegen Pollen (Heuschnupfen), vollzieht in vielen Fällen einen sogenannten Etagenwechsel. Dann steigen die Beschwerden von den oberen Atemwegen (Nase, Nasennebenhöhlen) weiter nach unten in die Lunge, allergisches Asthma ist die Folge. Deshalb ist auch eine frühzeitige Behandlung der Allergie so wichtig.

Allergisches Asthma: Was passiert bei einem Asthmaanfall?

Wirken bei allergischem Asthma Allergene auf die Atemwege ein, setzt der Körper eine allergische Reaktion in der Lunge in Gang, in gleicher Weise, wie das beim Heuschnupfen auch in der Nase passiert:

  • In den Bronchien werden bestimmte Immunzellen aktiv, zum Beispiel Mastzellen, die den Entzündungsbotenstoff Histamin ausschütten. Auch spezielle weiße Blutkörperchen – die eosinophilen Granulozyten und T-Helferzellen – werden aktiviert.
  • Die Atemwegsmuskulatur verkrampft sich und zieht sich zusammen.
  • Die Schleimhäute in den Atemwegen entzünden sich, sind gerötet, werden stärker durchblutet und schwellen an. Vor allem die Immunzellen setzen Botenstoffe frei, die in den Atemwegen eine komplexe Entzündungsreaktion auslösen.
  • In den Atemwegen bildet sich zäher Schleim, der die Bronchien verstopft.

Durch diese Prozesse und Reaktionen verengen sich die Atemwege immer mehr bis hin zu einem Asthmaanfall. Beim nicht allergischen Asthma sind die Wirkungen auf die Bronchien ähnlich, die Reize kommen allerdings vom Körper selbst.

 

Allergisches Asthma: So verengen sich die Atemwege durch die chronische Entzündung

Bild Icon Schaubild allergisches Asthma
 

Wussten Sie, dass ...
…mehr als 100 verschiedene Botenstoffe des Körpers bei Asthma eine Rolle spielen? Wie die Atemwegserkrankung jedoch genau entsteht, ist noch nicht vollständig erforscht.

Allergisch oder nicht-allergisch: Wer erkrankt an Asthma und an welcher Form?

Die Zahl der Asthmapatienten hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen, und zwar weltweit. Als Ursache vermuten Ärzte, dass sich die äußeren Lebensbedingungen maßgeblich verändert haben. Ein Beispiel ist die gestiegene Hygiene, die zur Folge hat, dass das Immunsystem weniger tun muss und sich auf eigentlich harmlose Auslöser „stürzt“. Mediziner schätzen, dass heute auf der Welt rund 399 Millionen Menschen mit Asthma leben.

In Deutschland sind etwa 10 Prozent der unter 15-Jährigen und 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen an Asthma erkrankt. Bei Kindern und Jugendlichen überwiegt das allergische Asthma, das oft familiär gehäuft auftritt. Unter Erwachsenen ist dagegen die nicht allergische Form verbreiteter. Ab dem 20. Lebensjahr lässt sich eine rein allergische Ursache nur noch selten feststellen.

Schätzungsweise 8 Millionen Menschen in Deutschland sind Asthmatiker.

Wussten Sie, dass ...
… Asthma bei Kindern die häufigste chronische Erkrankung ist? Oft haben sie zuvor schon mit anderen allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Neurodermitis zu kämpfen. 

WIE ZEIGT SICH ALLERGISCHES ASTHMA?

Wenn die Luft wegbleibt: Wie zeigt sich allergisches Asthma?

Die Atemwege von Asthmatikern sind chronisch entzündet und reagieren überempfindlich auf verschiedenste Reize. Dann verengen sich die Bronchien; die Symptome wirken sehr bedrohlich. Mit Medikamenten lässt sich ein Asthmaanfall gut behandeln. Die Arzneien helfen dabei, dass kein Sauerstoffmangel aufgrund der deutlich erschwerten Atmung entsteht.

Die wichtigsten Asthmasymptome sind

  • Atemnot, meist anfallsartig
  • Ausatmen fällt schwerer und dauert länger als einatmen
  • Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung
  • Geräusche beim Atmen wie Pfeifen, Rasseln oder Brummen (sogenanntes Giemen)
  • Engegefühl in der Brust
  • Zäher Schleim, der schwer abzuhusten ist
  • Husten, Hustenreiz und Reizhusten

Typisch ist, dass die Symptome anfallartig einsetzen, auch in der Nacht. Deshalb schlafen viele Asthmatiker schlecht und fühlen sich morgens unfit, müde und abgeschlagen.

Die Asthmasymptome bilden sich nach einem Anfall allmählich zurück und flammen beim nächsten Asthmaanfall wieder auf. Nicht jeder Asthmatiker verspürt alle Symptome in der gleichen Intensität. Die Beschwerden reichen von leichtem Hustenreiz bis hin zu schwerer Atemnot. Auch die Dauer der Asthmaanfälle variiert, von einigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden.

Bild Foto allergisches Asthma, Strohhalm-Versuch

Ein heftiger Asthmaanfall fühlt sich an, als würde man einige Minuten lang durch einen dünnen Strohhalm atmen: Auch wenn man kräftig am Halm saugt oder hineinpustet, gelingt es nicht, genügend Luft auszuatmen.

Eine schwere Asthmaattacke ist ein medizinischer Notfall, bei dem Patienten dringend ein Krankenhaus aufsuchen müssen. Wenn Asthma rechtzeitig und ausreichend behandelt wird, sind solche Notfälle jedoch selten.
Sind Pollen die Auslöser des allergischen Asthmas, dann treten die Symptome nur in der jeweiligen Saison auf. Das nennt man saisonales Asthma. In der pollenfreien Zeit sind die meisten Patienten beschwerdefrei. 

WIE DIAGNOSTIZIEREN ÄRZTE ALLERGISCHES ASTHMA?

Spurensuche: Wie diagnostizieren Ärzte allergisches Asthma?

Bei Atembeschwerden gilt immer: ab zum Arzt! Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, bei Kindern der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Ansprechpartner bei Asthma ist ein Facharzt für Lungenkrankheiten (Pneumologe). 

Die Diagnose beginnt immer mit dem Gespräch zur Krankheitsgeschichte, der Anamnese. Bereiten Sie sich auf folgende Fragen des Arztes vor:

  • Welche Beschwerden haben Sie? Sie sollten diese möglichst genau beschreiben können.
  • Wann haben die Symptome erstmals eingesetzt? 
  • Wann treten die Beschwerden auf (Tageszeit, Jahreszeit)?
  • Wie oft zeigen sie sich, wie lange dauern sie an und wie ausgeprägt sind sie?
  • Sind Sie im Beruf oder zu Hause Schadstoffen ausgesetzt, zum Beispiel Abgasen, chemischen Dämpfen oder Zigarettenrauch?
  • Gibt es Bedingungen, unter denen sich die Beschwerden verstärken, zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung?
  • Leiden Sie bereits unter anderen Allergien?
  • Sind bei Familienmitgliedern Asthma oder Allergien bekannt?

Anhand Ihrer Antworten können Ärzte erste Rückschlüsse darauf ziehen, ob Asthma vorliegt. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der Ihr allgemeiner Gesundheitszustand sowie die Funktion von Lunge, Herz und Kreislauf im Vordergrund stehen. Der Arzt hört die Lunge mit einem Stethoskop ab, klopft den Brustkorb ab und beobachtet, ob Ihnen das Ein- und Ausatmen schwerfällt. Erhärtet sich der Verdacht auf Asthma, folgen weitere Untersuchungen.

Zum Weiterlesen:

Tests auf allergisches Asthma

SO LÄSST SICH ALLERGISCHES ASTHMA BEHANDELN

Verengte Atemwege: So lässt sich allergisches Asthma behandeln

Bei vielen Menschen ist Asthma auf eine Allergie zurückzuführen, besonders bei Kindern. Bis heute ist die Erkrankung nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, mit denen Sie Ihr allergisches Asthma gut in den Griff bekommen. Die Ziele der Behandlung sind

  • möglichst beschwerdefrei bleiben
  • körperlich fit und leistungsfähig sein
  • den Alltag und Beruf gut bestreiten
  • eine gute Lebensqualität haben

Ärzte stimmen die Behandlung bei allergischem Asthma individuell ab. Meist kombinieren sie dafür mehrere Therapien miteinander. Erfahren Sie alles über Medikamente in der Asthmatherapie und was Sie selbst tun können.

Zum Weiterlesen:

Behandlung von allergischem Asthma

WAS KÖNNEN SIE SELBST TUN?

Allergisches Asthma im Zaum halten: Was können Sie selbst tun?

Nicht nur Medikamente dämpfen allergisches Asthma. Sie selbst können viel dazu beitragen, Ihre Beschwerden zu lindern.

Ab auf die Schulbank: Asthmaschulung

Je mehr Sie über Ihre Erkrankung wissen, desto besser können Sie damit umgehen. Dafür gibt es spezielle Asthmaschulungen, die ein wichtiger Bestandteil der Therapie sind. Sie lernen, wie Medikamente wirken, wie Sie diese optimal dosieren und wie Sie die Arzneidosis anpassen.  Sie erfahren, wie Sie einen Inhalator oder ein Dosieraerosol benutzen.  Bestimmte Atemtechniken (z.B. Lippenbremse), spezielle Körperhaltungen (z.B. Kutschersitz), Sport oder Übungen zur besseren Selbstwahrnehmung erleichtern Ihren Alltag mit Asthma. So können Sie eine drohende Gefahr und den Schweregrad Ihres Asthmas besser einschätzen.  Es gibt auch Schulungsprogramme, die speziell auf Kinder zugeschnitten sind. 

Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für eine Asthmaschulung ganz oder teilweise.
 

Tippen oder aufschreiben: Asthma-Tagebuch führen

In einem Asthmatagebuch halten Sie folgende Daten fest:

  • Peak-Flow-Werte, also die maximale Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft, die man beim Ausatmen erzeugt
  • Alle Symptome bei Tag und Nacht
  • Begleitende, neue sowie verschwundene Beschwerden
  • Verwendete Medikamente
  • Ereignisse und Stimmungen wie Freude, Stress, Urlaub, Ernährung, Krankheiten etc.

Anhand dieses Protokolls können Sie Ihr Asthma objektiver einschätzen und den Verlauf besser beurteilen. Ihrem Arzt hilft das Asthmatagebuch bei der Kontrolle. Natürlich gibt es dafür heute auch Apps.

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Lunge in Schwung: Treiben Sie Sport!

Körperliche Aktivität und Sport sind gut für Körper und Seele – selbst bei Personen mit Asthma. Sie erhöhen die Belastbarkeit und steigern die Fähigkeit, den eigenen Körper wahrzunehmen. Auch die Lunge kommt in Bewegung und der Schleim wird aus den Atemwegen abtransportiert. 

Gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren, Wandern oder Nordic Walking. Tanzen oder Inlineskaten bieten sich bei Asthma ebenfalls an. Darüber hinaus wirkt sich Krafttraining positiv aus, da sich die Körperhaltung verbessert und die Atemmuskulatur kräftiger wird. Studien deuten darauf hin, dass Sport und Bewegung die Asthmasymptome auf Dauer verbessern können. 

Legen Sie aber nicht gleich den „Sport-Turbo“ ein, sondern beginnen Sie langsam mit dem Training und steigern Sie die Belastung nach und nach. Ein weiterer Tipp: Suchen Sie sich Mitstreiter, denn gemeinsam macht Sport oft mehr Spaß. Es gibt auch spezielle Lungensportgruppen! Und ganz wichtig: Bevor Sie mit dem Training beginnen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welcher Sport für Sie in Frage kommt und wie hoch die Intensität und Belastung sein dürfen.

Sport hat noch einen weiteren positiven Effekt, nämlich auf das Gewicht. Starkes Übergewicht kann asthmatische Beschwerden manchmal verstärken. Wenn Asthmatiker deutlich an Gewicht verlieren, bekommen sie ihre Krankheit möglicherweise besser unter Kontrolle. 

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Die besten Tipps für den Alltag

Nicht rauchen – weder aktiv noch passiv! Sie strapazieren Ihre gereizten Atemwege dadurch noch mehr. Unterstützung beim Aufhören bieten Verhaltenstherapien und Nikotinersatzprodukte.

  • Entspannung wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Qigong oder Tai-Chi: Die Techniken entspannen, beruhigen, verbessern das Wohlgefühl und sorgen für einen regelmäßigen Atem.
  • Mit Asthma in die Sauna gehen? Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie es als wohltuend empfinden. Aber bei Husten und Atemnot auf die Sauna verzichten!
  • Spezielle Atemtechniken, regelmäßige Atemgymnastik und „richtiges“ Husten sind gut geeignet, um eine bessere Kontrolle über Ihr Asthma zu bekommen. All das lernen Sie in der Asthmaschulung.
  • Für manche Asthmatiker ist eine Selbsthilfegruppe sinnvoll, weil sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. 
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WIE KANN ICH ALLERGISCHEM ASTHMA VORBEUGEN?

„Asthma-Schutz“: Wie kann ich einem allergischen Asthma vorbeugen?

Besonders das allergische Asthma ist oft genetisch mitbedingt. Doch bedarf es bestimmter Umwelteinflüsse, damit tatsächlich Asthma entsteht. Denn nicht jeder, der eine erbliche Neigung, die so genannte Atopie, besitzt, bekommt auch tatsächlich allergisches Asthma. Vererbt wird kein einzelnes „Asthma-Gen“, sondern die Anfälligkeit für die Atemwegserkrankung. Und dabei wirkt eine Vielzahl von Genen zusammen. Ein Großteil der Personen, bei denen allergisches Asthma auftritt, hatte schon vorher eine andere Allergie. 

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Allergenprävention

Tipps zur Prävention von Heuschnupfen

aller asthmatischen Erkrankungen ließen sich laut Experten verhindern, wenn Patienten besser über die Risikofaktoren Bescheid wüssten und diese konsequent vermeiden würden.