4 Fragen, 4 Antworten:
Sonderfall seltene Allergien

Dattelpalme, Küchenschabe, Mais: Gegen einige Stoffe aus der Umwelt sind nur sehr wenige Menschen allergisch. Doch auch als Allergieaußenseiter leiden die Betroffenen unter den Symptomen. Die Beschwerden sind denen der verbreiteteren Varianten sehr ähnlich. Prof. Dr. Ludger Klimek ist Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (AeDA). Er beantwortet kompakt vier Fragen zu seltenen Allergien. 

Seltene Allergene im Überblick

  • Baumpollen: z.B. Dattelpalme, Pinie, Wacholder, Olivenbaum, Zypresse
  • Insekten: z.B. rote Feuerameise, gemeine Küchenschabe, Stechmücke 
  • Kräuter-/Gräserpollen: z.B. Beifuß-Traubenkraut (Ambrosia), Brennnessel, Sauerampfer, Spitzwegerich
  • Tiergewebe (Hautschuppen): z.B. von Kühen, Pferden, Schweinen
  • Milben: z.B. Mehlmilbe, Vorratsmilbe, Modermilbe 
  • Pilze: z.B. Schwarzschimmel, Köpfchenschimmel, Pinselschimmel

Herr Professor Klimek, was sind Auslöser seltener Allergien?

Das können Allergene aus allen Bereichen sein, aus denen auch die Auslöser der häufigen Allergien stammen: Pollen, Milben, Tiere, Insekten, Schimmelpilze. In diesen Kategorien sind es aber Proteine von ganz speziellen Unterarten, etwa der Ambrosia (auch Beifuß-Traubenkraut genannt), der Mehlmilbe oder der roten Feuerameise.

Wann bezeichnen Ärzte eine Allergie als selten?

Wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind, gilt in der EU eine Erkrankung als selten. Das schließt auch Allergien ein. Jede einzelne seltene Allergie betrifft also tatsächlich nur sehr wenige Personen. Zusammengenommen reagieren jedoch schätzungsweise zwischen fünf und 6,5 Millionen Menschen in Deutschland allergisch auf seltene Allergene.

Sind auch die Allergieaußenseiter medizinisch gut versorgt?

Leider nein. Pharmafirmen entwickeln immer weniger Therapieallergene für seltene Allergien, weil sich die teure Forschungsarbeit für sie unternehmerisch nicht lohnt. Denn es gibt ja im Vergleich etwa zu Pollenallergikern viel weniger Behandlungsbedürftige. So können viele Menschen mit seltenen Allergien keine diagnostischen Tests machen lassen und auch keine spezifische Immuntherapie zur Ursachenbehandlung. Wer eine seltenere Vorratsmilbenallergie hat, leidet jedoch unter den Symptomen genauso wie ein klassischer Hausstaubmilbenallergiker.

Was fordern Sie, um Menschen mit seltenen Allergien besser zu helfen?

Es muss ein gemeinsames Ziel von Ärzten und pharmazeutischen Herstellern sein, dass nicht noch mehr seltene Allergene für Diagnostik und Therapie vom Markt verschwinden. Die Betroffenen haben ein Recht auf eine optimale Behandlung wie alle anderen Allergiker auch. Dafür müssen auch Pharmaunternehmen Verantwortung übernehmen. Sie dürfen die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich nicht vernachlässigen.