4 Fragen, 4 Antworten:
Allergien ganzheitlich behandeln

Von medizinischer Hautpflege bis Immuntherapie: Der Rundumblick des Arztes ist für eine erfolgreiche Therapie entscheidend. Warum? Prof. Dr. Torsten Zuberbier, Stiftungsvorsitzender der Europäischen Stiftung für Allergologie ECARF, erklärt den engen Zusammenhang zwischen Haut und Allergien.

Herr Prof. Zuberbier, als Dermatologe betrachten Sie Neurodermitis und Allergien immer gemeinsam. Warum?

Weil beide Erkrankungen sehr häufig eng miteinander verwoben sind und sich gegenseitig verstärken können. Bei Neurodermitispatienten ist immer die Schutzbarriere der Haut geschwächt. Patienten mit atopischer Haut leiden im Laufe ihres Lebens oft auch unter anderen allergischen Krankheiten wie Heuschnupfen oder Asthma.

Das heißt, geschädigte Haut kann Allergien auslösen?

Eine geschädigte Haut kann der Beginn einer Allergiekarriere sein: Wenn bei Atopikern Bestandteile aus Pollen oder Milben auf die Haut treffen und dort von Abwehrzellen bekämpft werden, kann die sogenannte Sensibilisierung erfolgen – die Körperabwehr ist nun in Alarmbereitschaft und kann beim nächsten Kontakt mit diesen Pollen oder Milben eine allergische Reaktion auslösen. Neurodermitis ist in der Mehrzahl der Fälle auf Allergien zurückzuführen. Studien haben gezeigt, dass sich beispielsweise bei starkem Pollenflug die Symptome bei Neurodermitis verschlechtern. Wir brauchen daher eine ganzheitliche Therapie!

Was ist eine ganzheitliche Behandlung und welche Erfahrungen haben Sie damit?

Gemeinsam mit den Patienten können wir auf mehreren Ebenen ansetzen: Konsequente medizinische Hautpflege stärkt die geschwächte Hautbarriere. Gegen akute Heuschnupfenbeschwerden, oft auch gegen Neurodermitis, helfen Antihistaminika. Wer aber seine Beschwerden dauerhaft loswerden möchte, für den ist die sogenannte spezifische Immuntherapie unumgänglich. Sie bekämpft als einzige Therapie die Ursachen von Heuschnupfen und hat nachweislich positive Effekte auch auf Neurodermitis und allergisches Asthma. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Allerdings ist die Behandlung von Neurodermitis und Allergien langwierig und erfordert die Mitarbeit meiner Patienten über mehrere Jahre hinweg.

Was kann man dem Patienten darüber hinaus noch empfehlen?

Neben der ganzheitlichen Therapie der Allergien trifft der Neurodermitis-Patient immer wieder auf Herausforderungen im täglichen Leben. Der Hotelbesuch kann z.B. zur Belastung werden, wenn im Zimmer vorher ein Hund oder eine Katze war. Genauso kann die Suche nach geeigneten Lebensmitteln oder Alltagsgegenständen wie Waschmittel die Lebensqualität sehr einschränken. Hier setzt die Arbeit der Europäischen Stiftung für Allergologie ECARF (European Centre for Allergy Research Foundation) ein. Das Siegel für allergikerfreundliche Produkte gibt Betroffenen Unterstützung für alle Lebenslagen, ebenso wie ein ausführliches Informations-Portal. Mit der Stiftungsarbeit wird aber auch die Wahrnehmung von Allergien in der Öffentlichkeit unterstützt.